Bannerbild | zur Startseite Bannerbild | zur Startseite
 

die Krippe

Woher kommt die Krippe – wer hat sie „erfunden“?
„… kam für Maria die Zeit ihrer Niederkunft, und sie gebar ihren Sohn, den Erstgeborenen. Sie wickelte ihn in Windeln und legte ihn in eine Krippe, weil in der Herberge kein Platz für sie war. In jener Gegend lagerten Hirten auf freiem Feld und hielten Nachtwache bei ihrer Herde.“ (Lukas 2, 6-8) Die biblische Schilderung der Weihnachtsgeschichte ist die eigentliche Basis für alle Krip-pendarstellungen. Dennoch sind aus heutiger Sicht zahlreiche unterschiedliche Entwicklungs-stränge auszumachen, die gleichermaßen als Wurzel der heute bekannten Krippendarstellung gelten können:

Die kunsthistorische Entwicklung der Geburtsdarstellung
Die frühesten Darstellungen der Geburt Christi befinden sich auf römischen Steinsarkophagen des 4. Jahrhunderts: Im Zentrum der Reliefs ist das Jesuskind dargestellt – flankiert von Ochs und Esel. Ergänzt wird die Szene durch einen (bzw. mehrere) Hirten und die drei Weisen aus dem Morgenland. Während Maria zunächst noch am Rande des Geschehens platziert ist, rückt sie im Laufe der Zeit zunehmend in den Mittelpunkt. Häufig wird sie liegend dargestellt, erst langsam setzt sich die später weit verbreitete Darstellung der neben der Krippe sitzenden Muttergottes durch. Auch Josef hat zunächst noch keine feste Position inne, er steht jedoch häufig etwas abseits des Geschehens.

Geburtsgrotte in Bethlehem – Navitas Darstellungen
Die zeitlich am weitesten zurückreichende Wurzel der Weihnachtskrippe ist vermutlich die Verehrung der Geburtsgrotte in Bethlehem. Nachbildungen derselben münden in die Naviti-tas-Darstellungen des 13. und 14. Jahrhunderts. Dies in Italien entstandene Vorform der heute bekannten Krippe bestand dementsprechend aus einem steinernen Grottennachbau, der in einer Nische über einem Altar fest installiert war. Die Geburtsszene wurde mit monumentalen, häufig fast lebensgroßen Figuren dargestellt. Der Berg über der Grotte bot Platz für perspektivisch verkleinerte Darstellungen der Verkündigung an die Hirten und den Zug der Könige. In die Grottennachbauten waren meistens echte Gesteinspartikel aus dem Heiligen Land eingeführt.

Die Weihnachtsfeier des hl. Franziskus von Assisi
Die legendäre Weihnachtsfeier des hl. Franziskus fand im Jahre 1223 im Wald von Greccio – einem Dorf in Mittelitalien – statt. Man baute unter Anleitung des Heiligen einen Stall mit Zubehör nach, um sich auf Weihnachten vorzubereiten. Im Verlauf der Messfeier sah man – so die Legende – „… in der Krippe ein wunderschönes Kind“ (Bonaventura de Bagnoregio, Legenda major X, Kapitel 7.1 und 7.2). Franziskus selbst soll gesagt haben „Ich möchte in voller Wirklichkeit die Erinnerung an das Kind wachrufen, wie es in Bethlehem geboren wurden (…). Ich möchte es mit meinen leiblichen Augen sehen, wie es war, in einer Krippe liegen und auf dem Heu schlafen zwischen einem Ochs und einem Esel.“ (Thomas von Celano, Vita des hl. Franziskus II)

Religiöses Volksschauspiel
Weihnachtliche Mysterienspiele, die in Nordfrankreich bereits seit dem 9. bzw. 10. Jahrhundert Brauch waren, sind für spätere Zeiten auch in anderen Gebieten Europas nachzuweisen. Die Weihnachtsfeier des hl. Franziskus von Assisi ist sicherlich ebenfalls in diesem Zusammenhang zu sehen. In Südeuropa sind für das 14. Jahrhundert Krippenspiele mit Marionetten überliefert. Gerade die volkskundlich ausgerichtete, theatergeschichtlich motivierte Forschung sieht in diesen geistlichen Schauspielen die wesentliche Wurzel der Weihnachtskrippe. Vor diesem Hintergrund entwickelte Rudolf Berliner den inzwischen häufig zitierten Begriff vom „gefrorenen Theater“, der das Wesen der Krippe in ihrer heute bekannten Form treffend beschreibt.

Die ersten Krippen
Warum gegen Ende des 16. Jahrhunderts aus den unterschiedlichen Wurzeln die heute be-kannte Krippe mit beweglichen Figuren entstand, ist nicht eindeutig zu klären. Sicher ist je-doch, dass Anregungen aus allen beschriebenen Bereichen einflossen. Traditionen wie die italienischen Navias-Darstellungen hatten dazu beigetragen, das Geburtsgeschehen von zwei-dimensionalen Reliefs und Malereien ins Dreidimensionale zu übertragen. Die religiösen Volksschauspiele vermittelten die Idee der Beweglichkeit der Figuren, so dass sich letztendlich die heute bekannte Kunstform der Weihnachtskrippe herausbildete

Ochs und Esel
Ochs und Esel sind bereits auf den frühesten bekannten Geburtsdarstellungen anwesend – sie sind die ersten Begleiter des Kindes. Der Esel steht normalerweise zusammen mit Maria und den Hirten auf der Evangelienseite (vom Betrachter aus gesehen lins), der Ochse dagegen zusammen mit Joseph und den hl. drei Königen auf der gegenüberliegenden Epistelseite.
Ochs und Esel werden an keiner Stelle des Neuen Testamentes erwähnt – lediglich der Pro-phet Jesaia bezieht sich auf die beiden Tiere: „Ein Ochs kennt seinen Herrn und ein Esel die Krippe seines Herrn. Aber Israel kennt es nicht, mein Volk vernimmt es nicht“ (Jesaia 1,3).
Der Ochs wird im Allgemeinen als Symbol des Judentums, der Esel als Sinnbild des Heiden-tums interpretiert. Damit wäre – zumindest symbolisch – die gesamte Menschheit vor dem Christuskind versammelt.

Die drei Magier bzw. die hl. drei Könige
Die Magier stehen vor Christus als die ersten Heiden, die ihn anerkennen und durch ihre An-betung seine Göttlichkeit bezeugen. Das Wort „Magier“ deutet dabei auf ihre Zugehörigkeit zur persischen Priesterkaste hin und kennzeichnet ihre erhabene Stellung. Während zur Zeit des allerfrühesten Christentums die Anzahl der Magier noch variierte, setzt sich die Freizahl bereits im 3. Jahrhundert durch. Erst im 10. Jahrhundert wird die Bezeichnung „Könige“ ge-bräuchlich. Diese besondere, vom Priesteramt hergeleitete Würde veranlasst zusammen mit der orientalischen Herkunft der hl. drei Könige zu prachtvoller Ausgestaltung ihrer Kleidung.
Das dargebrachte Gold wird als Zeichen der Königswürde Christi, der Weihrauch als Symbol für seine Priesterschaft und die Myrre als Sinnbild des Arztes Christus interpretiert.

Die Hirten
„Und es waren Hirten in derselben Gegend auf dem Feld und hielten Nachtwache bei ihrer Herde. Und ein Engel trat zu ihnen, und die Klarheit des Herrn leuchtete um sie.(Lukas, 2,8-9)
Die Hirten als Vertreter der Juden (eines Hirtenvolkes) waren die ersten Zeugen der Geburt Christi. Das Bild der Nachtwache symbolisiert die Hoffnung des jüdischen Volkes auf Erlö-sung. Da die Hirten ihren Aufenthaltsort verlassen mussten, um das Kind zu sehen, stehen sie zusammen mit den drei Weisen in der Tradition der Verkündigung. In der abendländischen Krippentradition repräsentieren die Hirten das einfache Volk und werden häufig durch weitere volkstümliche Figuren regionaler Prägung ergänzt.

Der Stall
Da der Evangelientext von einer Futterkrippe berichtet, in die Maria das Jesuskind legte, müsste die Szene eigentlich in einem Stall angesiedelt sein. Trotzdem gibt es eine lange Tra-dition der Grotte als Ort der Christgeburt. Die hängt zum einen damit zusammen, dass Ställe häufig in natürlichen Grotten untergebracht waren und verweist zum anderen auf die Geburts-grotte in Bethlehem.


Daneben sind jedoch auch antike Ruinen als Krippenkulisse gebräuchlich. Hier steht der Ge-danke der alten, verfallenen Welt, die der Neuen weichen muss im Vordergrund. Unabhängig von diesen unterschiedlichen, historischen Interpretationen eignet sich das Krippengebäude insbesondere für die Darstellung nationaler bzw. regionaler Besonderheiten und ordnet die Krippe eindeutig einem bestimmten Kulturkreis zu.

Verbreitung der Krippe durch die Jesuiten
Die Jesuiten sahen in der Weihnachtskrippe ein Mittel zur religiösen Unterweisung des Vol-kes und verbreiten sie in ganz Europa und in den Missionsgebieten. Die erste sicher bezeugte Jesuitenkrippe befand sich seit 1560 im Kolleg der Universitätsstadt Coimbra in Portugal. In Prag stellten die Jesuiten 1562 eine Krippe mit bekleideten Figuren auf. Mit dem Jesuitenbruder Josef Brandstetter (1541 – 1652) ist ein Krippenbauer namentlich bekannt. Etwa zur gleichen Zeit verfasste der Ordensangehörige Philipp de Berlaymont (1576 – 1637) eine erste theoretische Grundlage für das Aufstellen von Krippen.

Krippenverbot – Entwicklung der Hauskrippe
Im Zusammenhang mit der Aufklärung und Säkularisation Ende des 18. Jahrhunderts richtete sich das Augemerk der Behören auch auf die Krippen. In Süddeutschland gab es mehrere die Krippentradition einschränkende Erlasse – im Bistum Regensburg wurde zum Beispiel ange-ordnet, sich auf die Hauptszene zu beschränken. In Österreich bestand zwischen 1782 und 1804 ein prinzipielles Krippenverbot. Vor diesem Hintergrund verlagerte sich die Krippentra-dition aus den Kirchen und den repräsentativen Adelshäusern – also aus dem öffentlichen Bereich – zunehmend ins Private. Als die Krippenverbote um 1825/28 aufgehoben wurden, hatte sich bereits die bäuerliche bzw. volkstümliche Tradition der Hauskrippe ausgebildet.

Beginn der Forschungs- und Sammlungstätigkeit
Vor dem Hintergrund der Industrialisierung entwickelte sich im 19. Jahrhundert ein weit ver-breitetes Interesse an alten Handwerktraditionen und an der Volkskunst im Allgemeinen.
Gleichzeitig bildete sich ein ausschließlich auf Krippen ausgerichteter Interessentenkreis her-aus: Bereits 1960 entstand in Tirol der erste Krippenverein. Die ab 1880 systematisch ange-legte Krippensammlung des Münchner Kommerzienrates Max Schmederer (1854-1917) wurde 1892 an das Bayrische Nationalmuseum in München übergeben. Unzählige weitere Krippensammlungen und Museen entstanden im Laufe der folgenden Zeit. 1952 haben sich zahlreiche Krippenfreunde in dem internationalen Verband „Universalis Foederatio Praeseptistica“ zusammengeschlossen.

Krippen heute
Während die unzähligen öffentlichen Krippenmuseen und privaten Sammlungen einer reiche Bandbreite an historisch bedeutenden oder durch ihre nationale bzw. regionale Herkunft be-sonders interessanten Krippen bewahren, hat die „einfache“ Krippe zunehmend Einzug in den privaten Bereich gehalten. Neben den Weihnachtkrippen in den Kirchen und den genannten musealen Objekten sind vor allem die „Familienkrippen“ unter dem heimischen Weihnachtsbaum weit verbreitet. Dementsprechend kann man heute aus einem reichen kommerziellen Angebot auswählen oder sich auch zum Selberbauen anleiten lassen. Neben historisch überlieferten, traditionellen Formen gibt es auch zahlreiche moderne Interpretationen der Krippe.

Veranstaltungen

Nächste Veranstaltungen:

14. 10. 2024 - Uhr – Uhr

 

Infofilm Großenlüder

Wetter

Klicken Sie hier, um die Inhalte von "wetter-bimbach.de" anzuzeigen. Beim Aufruf gelten abweichende Datenschutzbestimmungen der Webseite "wetter-bimbach.de"