Für eine bessere Gewässerökologie

Großenlüder, den 04. 07. 2022

Im Rahmen der Vortragsreihe der Gemeinnützigen Fortbildungsgesellschaft für Wasserwirtschaft und Landesentwicklung (GFG) hat in Großenlüder eine Veranstaltung zum Thema Lichtimmissionen und Gewässerrenaturierung stattgefunden. Die Veranstaltung wurde federführend vom Regierungspräsidium Kassel und der Unteren Wasserbehörde des Landkreises Fulda organisiert.

 

Großenlüders Bürgermeister Florian Fritzsch berichtete zu Beginn über die erfolgreiche Umsetzung der Gewässermaßnahmen an der „Lüder“ und der „Altefeld“, die das Ziel verfolgt hatte, eine Gewässerrenaturierung entlang der beiden Bachläufe zu erreichen. Dabei sei von Beginn an das Bewusstsein vorhanden gewesen, dass Binnengewässer, wie sie eben die durch die Gemeinde fließenden Bäche Lüder und Altefeld nun einmal sind, der Natur und der Bevölkerung wertvolle Lebensräume, Ökosystemleistungen und Ressourcen bieten. Fritzsch informierte die anwesenden Mitglieder der Gewässer-Nachbarschaft „Haune und Obere Fulda“ über den Fortgang der Maßnahmen, die in der zweiten Jahreshälfte des vergangenen Jahres an insgesamt sechs Flussabschnitten begonnen hatten. Jahre der vorbereitenden Planungen und der notwendigen Genehmigungen konnten damit erfolgreich abgeschlossen werden. „Mit den umgesetzten Maßnahmen haben wir einen Beitrag für mehr Natur- und Hochwasserschutz leisten können sowie zur Verbesserung der Gewässerökologie beigetragen“, zeigt sich Fritzsch überzeugt. Zur Dokumentation der umgesetzten Maßnahmen werden in 2022 die einzelnen Flussabschnitte der Lüder und der Altefeld mit der Drohne in regelmäßigen Abständen überflogen und in Filmsequenzen festgehalten. „Wir wollen damit für die Bürgerinnen und Bürger unserer Gemeinde wie auch für Interessierte Transparenz schaffen und insbesondere die Entwicklung der unterschiedlichen Strukturen in und am Gewässer aufzeigen.“ Die Aufnahmen sind auf der gemeindlichen Homepage einsehbar (www.grossenlueder.de / Aktuelles / Renaturierung der Lüder und Altefeld gem. Wasserrahmenrichtlinie).

Die Gemeinde Großenlüder hat sich gemeinsam mit Regierungspräsidium und Planungsbüro BIL der Aufgabe gestellt, Gewässerentwicklungsmaßnahmen und Renaturierungen an ihren Gewässern durchzuführen. „Mit der Intention, die beiden Flüsse in Großenlüder abschnittsweise in einen naturnaheren Zustand zu überführen und eine bessere ökologische Konstitution zu erreichen, ist der Zielsetzung der europäischen Wasserrahmenrichtlinie (WRRL) nachgekommen worden“, ist sich Fritzsch sicher, der aber auch dankbar erwähnt, dass dies nur gelingen konnte, weil die Finanzierung zu 100 Prozent vom Land Hessen übernommen worden ist.

 

Das Planungsbüro BIL aus Witzenhausen stellte bei der Veranstaltung Ergebnisse und eine erste Reflexion zu den Gewässerrenaturierungen im Gemeindegebiet von Großenlüder vor. Im Zuge der Umsetzung der europäischen Wasserrahmenrichtlinie, deren Ziel es ist, den „guten ökologischen Zustand“ in den Gewässern zu erreichen, konnte die Gemeinde Großenlüder in den letzten beiden Jahren im Rahmen des vorgestellten Großprojektes drei Gewässerentwicklungsmaßnahmen an den Gewässern „Altefeld“ und „Lüder“ sowie die Herstellung eines Umgehungsgerinnes in Nähe der „Großen Mühle“ in Großenlüder realisieren. Die Maßnahmen dienen sowohl dem Naturschutz wie auch dem Hochwasserschutz und verbessern die Gewässerökologie. So entstehen in der Lüderaue zum einen durch die vorgesehenen Gewässeraufweitungen deutlich verbesserte Abflussmöglichkeiten, zum anderen können neue Lebensräume für geschützte Pflanzenarten entstehen.

 

In einem zweiten Teil der Veranstaltung ging es um das Thema Lichtimmissionen. Sabine Frank, Sternenparkkoordinatorin beim Landkreis Fulda, sprach in ihrem Vortrag „Dunkle Infrastruktur als Baustein des Artenschutzes“ über Negativbeispiele, aber auch Best-Practice-Projekte beim Thema Lichtverschmutzung. Wissenschaftlich untermauert wurde der Vortrag von Sabine Frank durch den Beitrag von Dr. Franz Hölker vom Leibniz-Institut für Gewässerökologie und Binnenfischerei aus Berlin. Er erläuterte per Live-Schaltung die Auswirkungen der Lichtimmissionen auf die Gewässerökologie und ging dabei anschaulich auf den Tag-Nacht-Rhythmus ein, der durch die Lichtverschmutzung sowohl in der Tierwelt, als auch bei uns Menschen nachhaltig beeinträchtigt wird. Eindrucksvoll wurde der „Staubsauereffekt“ erörtert, bei dem es zu Populationsverlusten kommt, wenn nachtaktive Insekten von Lichtquellen mit hohem Blauanteil angezogen werden und wegen Erschöpfung verenden oder Partner sich nicht finden können.

 

Bild zur Meldung: Für eine bessere Gewässerökologie in Großenlüder V. l. n. r.: Steffen Zober (Geschäftsführer GFG, Mainz), Dr. Katharina Ettwig (BIL, Witzen-hausen), Ramona-Margarita Ruppert (Fachdienstleiterin Wasser und Bodenschutz, Landkreis Fulda), Werner Haaß (Planungsbüro Haaß, Witzenhausen), Lena Kunigk (RP Kassel, Abtei-lung Umweltschutz), Sabine Frank (Sternenparkkoordinatorin, Landkreis Fulda) und Großen-lüders Bürgermeister Florian Fritzsch. Digital zugeschaltet aus Berlin war Dr. Franz Hölker vom Leibniz-Institut für Gewässerökologie und Binnenfischerei (hinten auf der Leinwand). Foto: Sebastian Mannert